Long Call Strategie – Dein Einstieg ins Optionen-Universum

Heute nehme ich dich mit auf eine Reise zu einer der fundamentalsten Strategien im Optionshandel: dem Long Call. Wenn du dich noch nie mit Optionen beschäftigt hast oder nach einer Möglichkeit suchst, von steigenden Kursen zu profitieren, dann ist das hier dein Startpunkt.

Was bedeutet „Long Call“ eigentlich?

Stell dir vor, du sicherst dir heute das Recht, 100 Aktien zu einem festen Preis zu kaufen – ganz egal, wie sehr deren Kurs in den nächsten Wochen oder Monaten steigt. Genau das ist eine Call-Option. Du zahlst eine Prämie dafür und kannst bis zum Ablaufdatum entscheiden, ob du sie ausübst.

  • Bullischer Ausblick: Du erwartest steigende Kurse.
  • Maximaler Gewinn: Unbegrenzt – solange der Aktienkurs steigt.
  • Maximaler Verlust: Deine gezahlte Prämie – nicht mehr.

Wichtig: Du musst die Option nicht ausüben. Sie gibt dir ein Recht, keine Pflicht.

Begriffe, die du kennen solltest

ZustandErklärung
In-the-Money (ITM)Aktienkurs liegt über dem Strike-Preis – deine Option hat inneren Wert.
At-the-Money (ATM)Aktienkurs entspricht dem Strike – Option ist nahe an der Schwelle zur Gewinnzone.
Out-of-the-Money (OTM)Aktienkurs liegt unter dem Strike – die Option ist (noch) wertlos.

Achtung: Eine ITM-Option heißt nicht automatisch Gewinn. Sie muss mehr wert sein als du ursprünglich bezahlt hast (Prämie).

So baust du deine Position richtig auf

  1. Öffne deine Trading-Plattform → z. B. TWS, CapTrader, Lynx, IBKR
  2. Aktie auswählen → Optionskette aufrufen
  3. Wähle einen Call:
    • Laufzeit (je länger, desto teurer – aber auch flexibler)
    • Strike-Preis (höher = billiger, aber riskanter)
  4. Setze eine Limit-Order, damit du nicht zu viel bezahlst.
  5. Kontrolliere deine Order: Sie muss „Buy to Open“ sein.

Du zahlst für die Option → Debit-Strategie. Dein Konto zeigt meist sofort einen kleinen Verlust, der aber nur die gezahlte Prämie ist.

Dein Ziel: Der Break-even

Damit sich dein Investment am Laufzeitende lohnt, muss:

Aktienkurs ≥ Strike + Prämie

Beispiel:

  • Strike = $100
  • Prämie = $5 → Break-even = $105

Liegt der Kurs am Ende bei $103, hast du einen Verlust von $2 pro Aktie → $200 insgesamt bei 100 Aktien.

Tipp: Du musst nicht bis zum Ende warten – du kannst vorher verkaufen und z. B. vom Zeitwert profitieren.

Zeitwert & Theta – Dein versteckter Gegner

Zeit ist bei Optionen nicht auf deiner Seite – besonders nicht bei Calls.

  • Theta ist der tägliche Wertverlust durch Zeitablauf.
  • Je näher das Verfallsdatum, desto schneller schmilzt dieser Wert dahin.

Eine Option kann wertlos verfallen – selbst wenn der Kurs nicht gefallen ist, sondern einfach nicht genug gestiegen ist.


Volatilität (Vega) – Dein heimlicher Verbündeter oder Feind

Volatilität beeinflusst den Preis der Option massiv.

  • Steigt die implizite Volatilität (IV) → Option wird teurer.
  • Sinkt sie → Wert kann trotz unverändertem Aktienkurs fallen.

Das nennt man „IV Crush“ – oft nach Earnings oder anderen Events.

Die Griechen – dein mathematisches Toolkit

KennzahlBedeutungEffekt auf Long Call
DeltaWertänderung der Option bei $1 KursveränderungPositiv – Aktie steigt → Option gewinnt
GammaÄnderungsrate von DeltaHoch bei ATM – plötzliche Bewegung wirkt stark
ThetaZeitwertverlustNegativ – Option verliert täglich an Wert
VegaSensitivität gegenüber IVPositiv – hohe IV = hohe Optionspreise
RhoZinsabhängigkeitPositiv – höhere Zinsen → höhere Optionspreise

Vorteile der Long Call Strategie

  • Einstieg mit geringem Kapital möglich
  • Theoretisch unbegrenztes Gewinnpotenzial
  • Verluste sind von Anfang an begrenzt

Risiken und Stolperfallen

  • Option kann vollständig wertlos verfallen
  • Hebelwirkung verstärkt Verluste bei kleinen Kursrückgängen
  • Kann emotional herausfordernd sein – seitwärts oder leicht negativ = oft frustrierend

Praktische Tipps aus meiner Erfahrung

  • Definiere vorher deinen Exit – auch für Gewinn-Szenarien
  • Nutze einen Gewinn-/Verlust-Rechner
  • Wähle deinen Strike-Preis gemäß deinem Risikoprofil:
    • ITM → mehr Sicherheit, aber teurer
    • OTM → günstiger, aber riskanter
  • Beobachte die Volatilität – sie kann deinen Trade erfolgreich machen oder ruinieren

Beispielrechnung

Am Verfallstag:

  • Strike = $100
  • Aktienkurs = $105 → Innerer Wert = $5 x 100 Aktien = $500

Wenn du $5 Prämie bezahlt hast: → Gewinn = $0Break-even erreicht → Erst ab $106 würdest du tatsächlich Gewinn machen (nach Gebühren und Steuern).

Ich hoffe, du fühlst dich jetzt sicherer im Umgang mit Calls. Wenn du möchtest, gehen wir gemeinsam tiefer in weitere Strategien – zum Beispiel Spreads oder synthetische Positionen. Lass mich wissen, wo dich die Reise hinführen soll.


Haftungsausschluss und Risikohinweis

Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.

Jede Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten liegt in der alleinigen Verantwortung des Lesers. Der Handel mit Optionen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Vergangene Erträge bieten keine Garantie für zukünftige Gewinne. Beim spekulativen Handel mit Optionen kann es zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des eingesetzten Kapitals kommen.

Ich übernehme keine Haftung für Vermögensschäden, die dadurch entstehen, dass die Inhalte dieses Artikels als Grundlage für eigene Anlageentscheidungen herangezogen werden. Handeln Sie nur mit Kapital, dessen Verlust Sie sich leisten können. Machen Sie sich mit sämtlichen Risiken des Finanzhandels vertraut.

Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.

Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.

Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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