Der Poor Man’s Covered Call (PMCC): Geringer Kapitaleinsatz, smarte Prämienstrategie

Wenn du mit Optionen arbeitest, ist dir der klassische Covered Call wahrscheinlich schon ein Begriff: Du besitzt 100 Aktien und verkaufst regelmäßig Call-Optionen darauf, um Prämieneinnahmen zu erzielen. Der Nachteil? Du brauchst einiges an Kapital, um überhaupt einsteigen zu können – und hast im Ernstfall das volle Kursrisiko der Aktie am Hals.

Genau hier setzt der Poor Man’s Covered Call (PMCC) an. Die Idee ist simpel: Du willst das Prämienmodell des Covered Calls nutzen – aber ohne gleich fünfstellige Beträge in Aktien binden zu müssen. Stattdessen ersetzt du die Aktienposition durch einen langfristigen Call, der tief im Geld liegt (ein sogenannter LEAP, also eine langfristige Option). Auf diese Option verkaufst du dann regelmäßig kurzfristige Calls.

Die Strategie im Überblick:


Wie funktioniert der PMCC konkret?

Du brauchst zwei Optionen auf denselben Basiswert:

  1. Kauf eines Long Calls (LEAP)
    • Laufzeit: typischerweise 9 bis 18 Monate
    • Strike: deutlich im Geld, zum Beispiel 20–30 % unter dem aktuellen Kurs
    • Delta: meist ≥ 0,8 bis 0,9
    • Damit verhält sich der Call fast wie die Aktie – aber mit viel geringerem Kapitaleinsatz.
  2. Verkauf eines Short Calls
    • Laufzeit: meist nur wenige Tage bis wenige Wochen
    • Strike: am Geld oder leicht aus dem Geld
    • Ziel: regelmäßige Prämieneinnahmen

Das Ergebnis ist ein sogenannter Long Diagonal Debit Spread: Eine diagonale Optionsposition, bei der du long in einem langfristigen, günstiger bewerteten Call bist und gleichzeitig short in einem teureren, kurzfristigen Call.


Vergleich: PMCC vs. Covered Call

MerkmalPMCCCovered Call
UnderlyingLong Call (LEAP), tief im Geld100 echte Aktien
KapitaleinsatzDeutlich geringerSehr hoch
KapitalrenditeHöher (da weniger gebunden)Geringer
Maximaler VerlustKosten des Long Calls minus PrämienKursverlust der Aktie abzüglich Prämien
GewinnpotenzialBegrenzt, wie beim Covered CallEbenfalls begrenzt durch Short Call
FlexibilitätRegelmäßiges Rollen nötigWeniger flexibel

Ein einfaches Rechenbeispiel

Angenommen, die Aktie steht bei 125 $.

  • Du kaufst einen Long Call mit Strike 105 $, Laufzeit 1 Jahr, Kosten: 2.300 $
  • Gleichzeitig verkaufst du einen Short Call mit Strike 130 $, Laufzeit 3 Tage, Prämie: 200 $

Was bedeutet das für dich?

  • Maximaler Verlust: Die Kosten des Long Calls (2.300 $) abzüglich der Prämien, die du über die Zeit einnimmst (hier zunächst 200 $ → Nettoeinsatz: 2.100 $)
  • Maximaler Gewinn: Differenz zwischen den Strikes (130 $ – 105 $ = 25 $) multipliziert mit 100 = 2.500 $, abzüglich der Kosten für den Long Call → also rund 400 $ Gewinnpotenzial in diesem Szenario

Beachte: Du kannst diesen Vorgang regelmäßig wiederholen und über viele Wochen Prämien generieren – das summiert sich.


Was du beachten solltest

Hier kommt der nüchterne Teil: Diese Strategie ist kein Selbstläufer. Es gibt ein paar Punkte, auf die du achten musst:

  • Delta ≠ 1: Dein LEAP-Call bildet die Aktie nur annähernd ab. Kursbewegungen werden abgeschwächt mitgemacht.
  • Short Call kann ins Geld laufen: Dann musst du ihn aktiv zurückkaufen – unter Umständen mit Verlust.
  • Zeitwertverlust beim LEAP: Auch langfristige Optionen verlieren mit der Zeit an Wert – besonders bei fallenden Kursen.
  • Liquidität und Spreads: LEAPs haben oft weite Bid/Ask-Spannen. Rechne also mit Slippage.
  • Rollen des Short Calls: Du musst diszipliniert und aktiv die Short Calls verwalten – vor allem vor Verfallstagen.

Für wen ist das geeignet?

Wenn du leicht bullish auf eine Aktie bist und regelmäßig Prämien verdienen möchtest – ohne gleich 10.000 Dollar auf ein Aktienpaket zu werfen –, ist der PMCC eine clevere Alternative.

Du solltest dich aber wohlfühlen mit den Grundlagen von Optionen und bereit sein, regelmäßig auf deine Position zu schauen. Der PMCC ist nichts für „Kaufen und Vergessen“.


Mein Fazit

Ich setze den PMCC gern in Phasen moderater Marktzuversicht ein. Besonders bei Aktien, bei denen ich zwar von einer stabilen oder leicht steigenden Entwicklung ausgehe, aber nicht bereit bin, das volle Risiko eines Aktienkaufs zu tragen.

Die Strategie zwingt mich, regelmäßig Positionen zu überdenken – das ist Fluch und Segen zugleich. Du bist flexibler als beim klassischen Covered Call, brauchst aber auch mehr Disziplin.

Wenn du das Thema Optionen ernst nimmst, ist der PMCC ein spannender Baustein in deinem Werkzeugkasten. Vor allem, wenn Kapital eine knappe Ressource ist – was es für die meisten von uns ist.


Haftungsausschluss und Risikohinweis

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Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.

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