Wenn du den Optionshandel wirklich ernsthaft angehen willst, reicht ein einfaches Wertpapierdepot nicht aus. Optionen sind komplexe Derivate, die technisches Know-how und regulatorische Voraussetzungen mit sich bringen – und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man am Anfang leicht den Überblick verliert. Deshalb zeige ich dir hier systematisch, was du brauchst, um nicht nur rechtskonform, sondern auch sicher und praktikabel einzusteigen.
1. Ein Wertpapierdepot bei einem brokerfähigen Anbieter
Du brauchst ein Depot bei einem Broker, der dir Zugang zu den relevanten Terminbörsen bietet – und zwar wirklich zuverlässig. Für europäische Optionen ist das Eurex dein Ansprechpartner, für US-Optionen kommen die CBOE, die NYSE American Options oder NASDAQ OMX PHLX ins Spiel.
Aber Achtung: Nicht jeder Broker unterstützt die Ordertypen, die du für den Optionshandel brauchst – wie etwa Spread-Orders, GTC-Orders oder komplexe Multi-Leg-Strategien. Mein Tipp: Schau genau in die Angebotsdetails und teste die Handelsplattform möglichst vorab. Ein Depotwechsel kann sonst unnötig Zeit und Energie kosten.
2. Freischaltung für den Optionshandel
Selbst wenn dein Broker Optionen im Angebot hat – automatisch freigeschaltet bist du nicht. In der Regel musst du einen Antrag stellen, und dabei Angaben zu deiner finanziellen Situation, deiner bisherigen Handelserfahrung und deinem Verständnis der Risiken machen.
Typisch sind:
- Angaben zu Einkommen, Vermögen, Beruf
- Nachweis deiner Kenntnisse (oft durch ein Quiz oder Selbstauskunft)
- Einverständniserklärungen zu Risiken – etwa durch das MiFID II-Profil oder das W-8BEN-Formular für den US-Markt
Die Prüfung läuft meist automatisiert, kann aber je nach Broker ein paar Werktage dauern.
💬 Persönlicher Hinweis von mir: Manche Broker erlauben eine gestufte Freischaltung – z. B. zunächst für Covered Calls und Cash Secured Puts, später für Spreads oder Naked Options. Gut zu wissen, wenn du dich schrittweise hocharbeiten willst.
3. Zugang zu Terminbörsen – indirekt, aber entscheidend
Du handelst Optionen nicht direkt an der Börse, sondern über deinen Broker, der als Intermediär agiert. Bei der Eurex etwa muss der Broker als Clearing-Mitglied registriert sein – das regelt sich im Hintergrund, aber du kannst darauf achten, dass dein Broker diesen Zugang explizit bestätigt.
Für den US-Markt ist der Zugang oft breiter – hier kommen auch Retail-Broker wie Tastytrade, TD Ameritrade oder Interactive Brokers ins Spiel.
4. Sicherer und routinierter Umgang mit deiner Handelsplattform
Der Optionshandel verlangt Präzision. Ein falsch gewählter Strike oder Verfallstag – und du sitzt auf einer Position, die du so nie wolltest. Deshalb solltest du deine Plattform wirklich kennen. Achte darauf, dass sie:
- Optionsketten gut visualisiert
- komplexe Ordertypen unterstützt (z. B. Bracket, OCO, Stop Limit)
- Strategiehilfen enthält (z. B. Iron Condor Builder, Roll-Funktion)
- Simulationsfunktionen oder Demokonten bietet
Wenn du gerade startest, empfehle ich dir, mit einem kleinen Echtgeldkonto oder im Papertrading-Modus zu üben – wie ich’s übrigens selbst getan habe.
5. Papertrading & Demokonto – deine risikofreie Spielwiese
Ein Demokonto ist für mich eines der besten Tools, um wirklich zu verstehen, wie Optionen funktionieren. Du handelst mit virtuellem Kapital – aber unter realistischen Marktbedingungen.
Das bringt dir:
- Stressfreies Üben – ohne Verlustrisiko
- Echtzeitkurse (je nach Plattform)
- Strategie-Tests: z. B. Iron Condor, Strangles, Butterflies
- Plattform-Erfahrung: Wie platziert man Orders, wo lauern Gebühren?
Meine Empfehlungen:
- Interactive Brokers (TWS) – für analytische Tiefe
- thinkorswim (TD Ameritrade) – viele visuelle Tools
- Tastytrade – wenn du es strategiefokussiert magst
- CapTrader / Lynx Broker – basieren ebenfalls auf der TWS
📌 Tipp von mir: Behandle dein Demokonto wie echtes Geld – dann trainierst du auch deine Disziplin und Entscheidungsfähigkeit.
6. Technische Ausstattung – nichts überstürzen, aber effizient arbeiten
Du brauchst keine Hochleistungsmaschine, aber gewisse Standards sollten erfüllt sein:
- Stabile Internetverbindung (am besten kabelgebunden)
- Zuverlässiger Desktop oder Laptop
- Zwei-Monitor-Setup für Charting und Ordermaske parallel
Praktisch sind Plattformen wie:
- Trader Workstation (TWS)
- thinkorswim
- SaxoTraderGo
Mobile Apps sind nett für unterwegs – aber für komplexe Strategien rate ich dir zu einem Desktop-Arbeitsplatz.
7. Fachwissen und Strategieverständnis – unerlässlich
Du musst keine Finanzmathematik studiert haben – aber du solltest die Grundlagen wirklich verstehen. Dazu gehören:
- Unterschiede zwischen Calls und Puts
- Begriffe wie Strike, Prämie, Laufzeit, Verfallstag, IV
- Die Optionsgriechen: Delta, Gamma, Vega, Theta
- Strategien wie Covered Call, Protective Put, Iron Condor, Vertical Spread
- Begriffe wie Break-Even, Margin Requirement, Max Risk & Reward
📘 Nutze seriöse Quellen: Broker-Akademien, YouTube-Kanäle mit echtem Fachwissen oder Bücher wie „Options Volatility and Pricing“ von Sheldon Natenberg.
8. Regulatorische Anforderungen – lieber früh als überrascht
Je nach Broker und Marktzugang gelten zusätzliche Bedingungen:
- Mindesteinlagen (z. B. 2.000 USD für Margin-Konten bei US-Brokern)
- Margin-Anforderungen für ungesicherte Positionen
- W-8BEN-Formular für US-Börsenzugang
- Risikohinweise und Wissenstests
Einige Broker lassen riskante Strategien wie Naked Puts nur für professionelle Trader zu – das ist auch gut so, denn hier kann es schnell teuer werden.
Zusammenfassung – Was du brauchst, um im Optionshandel durchzustarten
✅ Wertpapierdepot mit Zugang zu relevanten Terminbörsen (Eurex, CBOE etc.)
✅ Freischaltung mit Wissensprüfung und Risikoeinstufung
✅ Vertrauter Umgang mit der Handelsplattform
✅ Technisches Setup: zuverlässige Hardware, ggf. mit Zweitmonitor
✅ Fachliches Grundwissen über Optionen, Strategien, Risiken
✅ Demokonto zum Üben und Testen neuer Ideen
Wenn du einfach mal reinschnuppern willst, aber trotzdem die Theorie praktisch nachvollziehen möchtest: Ein kostenloses Demokonto ist der perfekte Startpunkt. Ich werde hier im Blog übrigens das Demokonto von CapTrader verwenden – für Screenshots, Erklärungen und Simulationen. Für echtes Strategie-Testing brauchst du Papertrading, denn das Demokonto speichert deine Einstellungen nicht dauerhaft.
Bereit für die nächste Etappe? Dann werfen wir im nächsten Kapitel einen Blick auf die Strategien, die sich aus den vier Grundpositionen ableiten – und wie du damit systematisch Einnahmen generieren kannst.
Haftungsausschluss und Risikohinweis
Die in diesem Artikel enthaltenen Analysen und Informationen basieren auf Quellen, die ich für zuverlässig halte. Trotz sorgfältiger Prüfung erfolgt die Weitergabe dieser Angaben ohne Gewähr.
Jede Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten liegt in der alleinigen Verantwortung des Lesers. Der Handel mit Optionen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Vergangene Erträge bieten keine Garantie für zukünftige Gewinne. Beim spekulativen Handel mit Optionen kann es zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des eingesetzten Kapitals kommen.
Ich übernehme keine Haftung für Vermögensschäden, die dadurch entstehen, dass die Inhalte dieses Artikels als Grundlage für eigene Anlageentscheidungen herangezogen werden. Handeln Sie nur mit Kapital, dessen Verlust Sie sich leisten können. Machen Sie sich mit sämtlichen Risiken des Finanzhandels vertraut.
Stillhaltergeschäfte können zu Nachschusspflichten führen – also zu Verlusten, die über das ursprünglich eingesetzte Kapital hinausgehen. Es wird daher ausdrücklich davon abgeraten, Anlagegelder auf wenige Empfehlungen zu konzentrieren oder Investitionen mit Krediten zu finanzieren.
Der Anteil einzelner Optionskontrakte sollte 10 % des für den Optionshandel vorgesehenen Kapitals nicht überschreiten. Für die Teilnahme am Optionshandel ist die Börsentermingeschäftsfähigkeit erforderlich.
Die in diesem Artikel dargestellten Finanzanalysen ersetzen keine individuelle Anlageberatung und stellen keine Anlageberatung im Sinne des § 32 KWG dar.