Geplante FINRA-Reform: Zugang zum Day-Trading für Kleinanleger soll erleichtert werden

Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FINRA (Financial Industry Regulatory Authority) plant offenbar eine tiefgreifende Reform der sogenannten Pattern Day Trader-Regelung (PDT). Nach aktuellen Informationen aus dem Juli 2025 steht ein Regelentwurf kurz vor der finalen Abstimmung, der eine drastische Senkung der Mindestanforderung für das Day-Trading-Konto vorsieht – von derzeit 25.000 US-Dollar auf lediglich 2.000 US-Dollar.

Hintergrund: Die aktuelle PDT-Regel

Seit dem Jahr 2001 gilt in den USA die Pattern Day Trading Rule, die im Zuge der Dotcom-Blase eingeführt wurde. Sie schreibt vor, dass Trader, die innerhalb von fünf Handelstagen vier oder mehr sogenannte „Day-Trades“ tätigen – also Positionen am selben Tag eröffnen und schließen –, ein Margin-Konto mit einem Eigenkapital von mindestens 25.000 US-Dollar führen müssen. Wird dieses Mindestguthaben unterschritten, wird das Konto entweder für Day-Trading-Aktivitäten gesperrt oder auf ein Cash-Konto mit entsprechenden Handelsrestriktionen zurückgestuft.

Diese Regelung sollte ursprünglich dem Anlegerschutz dienen und übermäßige Risiken bei unerfahrenen Tradern begrenzen. Inzwischen wird sie jedoch von vielen Marktteilnehmern – insbesondere von Neobrokern und FinTechs – als überholt betrachtet. Anbieter wie Robinhood, Fidelity und Charles Schwab sprechen sich bereits seit geraumer Zeit für eine Lockerung aus, da die bestehende Regelung insbesondere Kleinanleger benachteilige und nicht mehr dem technologischen Stand und der Marktbreite moderner Handelsplattformen entspreche.

Geplante Änderungen im Überblick

Laut dem jüngsten Entwurf der FINRA sind folgende wesentliche Änderungen vorgesehen:

  • Reduktion der Eigenkapitalanforderung: Die Schwelle von 25.000 US-Dollar soll auf 2.000 US-Dollar gesenkt werden. Damit würde eine bedeutende Hürde für Kleinanleger entfallen.
  • Flexibilisierung der Brokerpflichten: Brokerhäuser sollen künftig die Möglichkeit erhalten, eigene Mindestanforderungen oberhalb der 2.000-US-Dollar-Grenze festzulegen – die 2.000 USD bilden jedoch die gesetzlich festgelegte Untergrenze.
  • Aufhebung der Handelsbeschränkungen: Die bisherige Regel, die maximal drei Day-Trades in fünf Handelstagen für Konten unterhalb der 25.000-US-Dollar-Grenze erlaubt, soll entfallen. Dies würde es Tradern mit kleineren Konten ermöglichen, beliebig häufig innerhalb eines Tages zu handeln – vorbehaltlich der Risikoeinschätzung und Überwachung durch den jeweiligen Broker.
  • Ziel der Reform: Die FINRA begründet die geplante Reform damit, dass die bestehende Regelung zu pauschal sei und Kleinanleger in ihrer Risikosteuerung eher einschränke als schütze. Zudem sei die gegenwärtige Regelung ein strukturelles Hindernis für finanzielle Inklusion und wirke sozial selektiv zugunsten kapitalstarker Anleger.

Die Entscheidung über die Umsetzung liegt nun beim FINRA-Vorstand. Sollte dieser zustimmen, müsste im Anschluss noch die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) die Regeländerung formell bestätigen. Ein Inkrafttreten der neuen Regelung ist noch für das vierte Quartal 2025 möglich, vorbehaltlich regulatorischer Zustimmung.

Bedeutung für Kleinanleger

Die geplante Änderung stellt für Millionen von Privatanlegern in den USA einen potenziellen Wendepunkt dar. Sie könnten künftig mit deutlich geringeren Kapitalanforderungen aktiv am Day-Trading teilnehmen. Während das Risiko bei häufigem kurzfristigem Handel weiterhin bestehen bleibt, erlaubt die Reform einen freieren Marktzugang und eine individuellere Risikoabwägung durch den Anleger selbst.

Die FINRA betont jedoch, dass die grundlegenden Mechanismen zur Risikoüberwachung und Marginkontrolle bestehen bleiben. Auch die Verantwortung der Broker, Kunden hinsichtlich ihrer Handelsaktivitäten und -erfahrung zu evaluieren, wird in der neuen Regelung weiterhin gefordert.


Fazit: Demokratisierung des Day-Trading-Markts

Die geplante Anpassung der PDT-Regel kann als Teil eines größeren Trends hin zu einem offeneren, technologiebasierten Finanzmarkt gewertet werden. Sollte die Reform wie vorgesehen umgesetzt werden, würde dies einen bedeutsamen Schritt in Richtung Demokratisierung des Handels darstellen – vor allem für jene Anleger, die bislang durch hohe Mindestanforderungen vom aktiven Handel ausgeschlossen waren.

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