Warren Buffett, der inzwischen 94-jährige Star-Investor und langjährige Lenker von Berkshire Hathaway, hat sein Aktienportfolio im Jahr 2025 deutlich umgebaut. Wer wie ich regelmäßig die Offenlegungen bei der US-Börsenaufsicht (SEC) verfolgt, konnte erkennen: Buffett zieht sich überraschend konsequent aus langjährigen Positionen zurück – auch aus solchen, die lange als „unkaputtbar“ galten. Ich möchte dir in diesem Artikel einen genaueren Einblick geben, welche Titel betroffen sind, wie sich die Schwerpunkte verlagert haben und welche übergeordneten Motive dahinterstecken.
Wesentliche Verkäufe: Buffett wird selektiver
Apple
Dass Buffett fast die Hälfte seiner Apple-Anteile verkauft hat, ist ohne Übertreibung ein Paukenschlag. Apple war viele Jahre sein größtes Einzelinvestment – eine Art Anker im Portfolio. Nach dem massiven Teilverkauf bleibt Apple zwar weiterhin auf Platz eins, aber das Signal ist klar: Buffett sieht die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen. Möglicherweise auch, weil Apple heute weit weniger Wachstumsdynamik aufweist als in früheren Jahren, bei gleichzeitig hohem Bewertungsniveau.
Bank of America
Auch hier hat Buffett einen Teil seiner Anteile verkauft – grob geschätzt zwischen 8 und 15 %. Für mich ein Indiz, dass das Vertrauen in die mittelfristige Stabilität des Bankensektors sinkt. Zwar hatte Buffett diese Beteiligung über Jahre hinweg gehalten, doch die aktuellen Zinsrisiken und strukturellen Unsicherheiten im Bankensystem scheinen ihn nun zu einem vorsichtigeren Kurs zu bewegen.
Citigroup
Ein vollständiger Ausstieg – das ist eindeutig. Berkshire hat sämtliche Anteile an Citigroup verkauft. Ich lese darin ein klares Urteil: Buffett sieht dort kein nachhaltiges Potenzial mehr oder sieht interne Risiken, die das Chancen-Risiko-Verhältnis unattraktiv machen. Der Abbau von über 70 % innerhalb weniger Monate spricht eine deutliche Sprache.
Nu Holdings
Auch der brasilianische Fintech-Anbieter wurde komplett abgestoßen. Ein Schritt, der ins Bild passt: Finanztechnologie gilt zunehmend als überhitzt, und die geopolitischen sowie regulatorischen Unsicherheiten in Schwellenländern wie Brasilien sorgen zusätzlich für Zurückhaltung.
Weitere Reduktionen
Spürbare Kürzungen gab es auch bei HP, DaVita, T-Mobile US, Liberty Media und Charter Communications. Vor allem der Rückbau bei T-Mobile und Charter ist interessant – beide agieren in eigentlich wachsenden Märkten. Doch vielleicht sind genau diese Wachstumsfantasien zu ambitioniert bepreist. Buffett reagiert, wie so oft, nüchtern und antizyklisch.
Was steckt dahinter? Buffett bleibt seinem Stil treu
Die Beweggründe hinter diesen Verkäufen sind nachvollziehbar – und typisch Buffett. Ich habe die wichtigsten für dich zusammengefasst:
1. Überbewertung: Buffett-Indikator schlägt an
Der sogenannte Buffett-Indikator – das Verhältnis von Börsenkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt – liegt laut aktuellen Schätzungen bei deutlich über 150 %. Buffett selbst sieht diesen Wert seit jeher als Warnsignal für überhitzte Märkte. In dieser Phase Gewinne mitzunehmen, ist für ihn logisch. Warum in überteuerte Märkte investieren, wenn man Liquidität in der Hinterhand halten kann?
2. Finanzsektor unter Druck
Die jüngsten Turbulenzen am Bankenmarkt – insbesondere durch gestiegene Zinsen und sinkende Nettozinserträge – haben den gesamten Sektor belastet. Auch geopolitische Spannungen und neue Regulierungen spielen mit hinein. Buffett reagiert darauf, indem er seine Risiken gezielt abbaut.
3. Liquidität als strategisches Kapital
Was auffällt: Die frei gewordenen Mittel fließen nicht direkt in neue Käufe. Stattdessen erhöht Buffett seinen Cash-Bestand. Diese konservative Haltung ist kein Rückzug, sondern eine Vorbereitung – für Gelegenheiten, wenn andere in Panik verkaufen. Diese Geduld hat sich für ihn historisch mehrfach ausgezahlt, etwa in der Finanzkrise 2008.
4. Übergabe in Sichtweite
Buffett denkt inzwischen auch an die Zeit nach ihm. Mit 94 Jahren ist klar, dass die operative Verantwortung in absehbarer Zeit an Greg Abel und das übrige Führungsteam übergehen wird. Die Neuausrichtung des Portfolios zeigt: Sicherheit, Werterhalt und Kontinuität haben Vorrang vor spekulativer Fantasie.
Gezielte Zukäufe: Qualität mit Substanz
Trotz aller Verkäufe hat Buffett auch 2025 neue Investments getätigt und bestehende Positionen gestärkt. Hier ein Blick auf die wichtigsten Bewegungen:
Occidental Petroleum
Die Beteiligung an dem Öl- und Gasförderer wurde weiter ausgebaut. Buffett setzt hier auf reale Vermögenswerte in einem Markt, der trotz aller Dekarbonisierungstrends weiter gebraucht wird – insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen und Förderengpässen.
Chubb Ltd.
Ein Neuzugang im Portfolio: Der Versicherer Chubb steht für konservatives Underwriting und stabile Bilanzen. Genau das, was Buffett schätzt – und was in volatilen Zeiten besonders wertvoll ist.
Constellation Brands
Hier wurde kräftig aufgestockt. Das Unternehmen vertreibt Marken wie Corona und Modelo – Produkte mit starker Kundenbindung, hoher Marge und relativ stabiler Nachfrage, selbst in wirtschaftlich angespannten Zeiten.
Weitere Aufstockungen
Zuwächse gab es auch bei:
- Pool Corporation (Bau/Wartung von Schwimmanlagen)
- Domino’s Pizza (defensiver Konsum)
- Sirius XM Holdings (Satellitenradio, Abo-Modell)
- Heico Corp. (spezialisierte Luftfahrttechnik)
- Verisign (Internetinfrastruktur, Domainverwaltung)
Diese Titel eint: Sie bedienen profitable Nischen mit stabiler Nachfrage. Keine spektakulären Wachstumsstorys – aber genau die Art von Unternehmen, die in Buffett’scher Logik den „inneren Wert“ kontinuierlich steigern.
Das bleibt: Buffett’s Fundament
Trotz aller Umschichtungen sind drei Dauerbrenner unangetastet geblieben:
- Apple (trotz Teilverkauf noch immer Spitzenposition)
- American Express
- Coca-Cola
Diese drei Titel stehen für Markenstärke, Preissetzungsmacht und jahrzehntelange Ertragshistorien. Es überrascht nicht, dass Buffett hier weiter investiert bleibt. Sie sind mehr als Aktien – sie sind für ihn eine Art unternehmerischer Besitz.
Was wir daraus lernen können
Buffetts Entscheidungen im Jahr 2025 liefern eine Reihe zeitloser Lehren, die ich auch für mein eigenes Investieren nutze – und die du vielleicht ebenfalls für dich reflektieren kannst:
- Bewertungen nicht ignorieren: Wenn die Kurse deutlich schneller steigen als die Fundamentaldaten, ist Vorsicht geboten. Buffett reagiert früh – nicht erst, wenn der Markt einbricht.
- Liquidität ist keine Schwäche: Cash zu halten, bedeutet nicht, dass man planlos ist. Es bedeutet, dass man bereit ist – wenn sich Chancen ergeben.
- An Qualität festhalten: Solide Geschäftsmodelle mit bewährtem Management, robuster Bilanz und klarer Preissetzungsmacht überdauern auch schwierige Marktphasen.
Fazit: Buffett bleibt Buffett
Auch 2025 bleibt Buffett seinem Stil treu – ruhig, rational, geduldig. Die aktuellen Umschichtungen zeigen: Er ist bereit, loszulassen, wenn es die Bewertungslage verlangt. Und gleichzeitig mutig genug, in Branchen zu investieren, die andere übersehen. Für mich ist das nicht nur ein Lehrstück in Sachen Value-Investing, sondern auch ein Beleg dafür, dass man selbst mit fast 100 Jahren noch aktiv und weitsichtig agieren kann – wenn man bereit ist, die Zeichen der Zeit nüchtern zu deuten.
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